Eigentlich müsste man ins Café Brasileira wenn man in Lissabon ist. Ich hab nur kurz reingeschaut und bin dann schnell wieder raus. Es ist sicher ein sehr schönes Café, nur gemütlich wirkt es überhaupt nicht. Eher wie im Taubenschlag. Kaffee wollte ich trotzdem trinken und deshalb bin ich in ein kleines, von außen leicht zu übersehendes Café gegangen, das direkt neben dem Brasileira liegt. Es ist nicht gleich als Café zu erkennen, weil Restaurant dran steht:
Eine Pastelaria ist eine Konditorei und das Benard ist wohl für seine Croissants bekannt. Ich wollte jedoch, einen Tag vor der Abreise, unbedingt ein Pastéis de Nata, diese kleinen Törtchen, die in Lissabon das „Nationalgebäck“ zu sein scheinen, probieren. Mit süßem Gebäck hab ich es nicht so und Vanillepudding schon gar nicht. Aber: Sie schmecken! Sie bestehen aus einem Blätterteigtörtchen das mit geflammter Vanillecreme gefüllt ist.
Und dazu gab es einen „café expresso duplo“.
Natürlich hätte es noch deutlich mehr Auswahl an Leckereien gegeben, aber mir geht es meist um den Kaffee, der kräftig und aromatisch war, vermutlich aus Robusta-Bohnen.
Das Benard gibt es seit 1868 und Königin Elisabeth II wurde wohl auch schon mit den süßen Teilchen des Benard verwöhnt:
Ich hätte im Café Benard gerne mehr Zeit verbracht. Mich treiben lassen, die Kellner beobachten, lesen, schreiben, aber die Lissaboner nutzen ihre Kaffeehäuser eher als Kurzunterbrechung der Arbeit. Wahrscheinlich wäre man verdächtig, würde man ein oder zwei Stunden im Café verbringen. Vielleicht auch deshalb die überdimensionale Uhr, die im Café von allen Tischen aus zu sehen ist.
Dabei erlebte ich Lissabon insgesamt eher entschleunigt. In den Straßen war das Tempo langsamer, der marode Charme alter Gebäude, die angenehm milden Temperaturen im Dezember, das Lebensgefühl der Portugiesen…Saudade, ein Gefühl , das traurig unterhalb des Bewusstseins macht und gleichzeitig angenehm, wie das süße Gift der Melancholie wirkt.